Wie unterstütze ich die Sprachentwicklung meines Kindes am besten?

Oder: Das „Was“ ist wichtiger als das „Wie“! 

(Ich benutze im weiteren Text die Formulierung „Eltern“.
Darin eingeschlossen sind alle Bezugs- und Betreuungspersonen der Kinder) 

Den Spracherwerb fördern – darauf sollten Eltern achten: 

Auf das Zwischenmenschliche – das Miteinander kommt es an! Und das von Beginn an.

Denn die menschliche Sprache und ihr Erwerb basieren nicht nur auf dem Prinzip der Wahrnehmung, Speicherung, Imitation und dem inneren Abbild von Sprache.

Viel entscheidender ist es, wie die Eltern und das Umfeld auf die Kommunikation des Kindes reagieren, um den Sprachantrieb und die Sprechfreude zu vermitteln.

  • Ein langsames, vereinfachtes, sich wiederholendes und ausdrucksstarkes Sprechen entspricht zum Beispiel dem, was Ihr Baby aufnehmen kann.

 

  • Wenn Sie es – zum Beispiel im Spiel – in seiner Babysprache nachahmen, bestätigen Sie Ihrem Kind damit, dass es auf dem richtigen Weg der Sprachentwicklung ist. Im Kleinkindalter sollte jedoch nicht mehr in „Babysprache“ mit dem Kind geredet werden. Es ist ja nun auch kein Baby mehr;)

 

  • Versuchen Sie, auch mit Ihrem Kleinkind so oft wie möglich langsam, deutlich und in möglichst einfachen Worten zu sprechen

    Blickkontakt, Akzeptanz sowie Zuwendung spielen hier eine wichtigere Rolle als lange Beschreibungen, Erklärungen und Belehrungen.

    Drängen Sie Ihr Kind nicht zum Reden, indem Sie zum Beispiel nicht auf seine Mimik oder Gesten reagieren, wenn es etwas möchte und Sie verstehen, was es gerade haben will. Gestik und Mimik sind Teil der Verständigung und gehören zur Sprachentwicklung dazu. Fordern Sie nicht verbale Kommunikation, also das gesprochene Wort, um jeden Preis von Ihrem Kind!

    Zeigt das Kind auf etwas, das es haben möchte, können Sie die Sprache fördern, indem Sie es erst selbst benennen und dann dem Kind geben.

    Das könnte beispielsweise so ablaufen:

    • Das Kind zeigt auf einen Apfel, weil es ihn essen möchte. Ihre Reaktion könnte sein: „XY, Du möchtest einen Apfel essen? Warte, ich gebe Dir den Apfel…Bitteschön, hier ist Dein Apfel.“

    • Das Kind zeigt auf einen Bus. Die Reaktion könnte sein: „Das ist ein Bus. Der Bus ist rot und ganz schön groß. Mit dem Bus können wir zu XY fahren. Wollen wir einmal mit dem großen, roten Bus zu XY fahren?“ (Hier könnten Sie auch sehr gut Gesten verwenden, für groß zum Beispiel, oder noch andere Dinge suchen die auch groß sind, oder noch mehr Busse, etc…)

    • Die Sprachmelodie, also die Betonung und der Klang des Gesagten, unterstützt dabei wesentlich das Sprachverständnis von Kindern.

    Lassen Sie Ihr Kind auf seine Weise sprechen oder plappern.

    Loben Sie Ihr Kind für das Sprechen, auch wenn es anfangs noch undeutlich klingt.

    Erwachsene sollten zudem ihre Sprache auf das Wesentliche reduzieren. Verzichten Sie  auf zusätzliche Nebengeräusche wie Pfeifen oder Fingerschnipsen.

    Ein Bilderbuch, Lieder, Reime, kleine Gedichte und Fingerverse, eignen sich hervorragend, um sprachliche Fähigkeiten aufzubauen. Hat das Kind diese erlernt, ist das Vorlesen von Märchen gut geeignet.

    (Ein paar geeignete Beispiele finden sich am Ende des Artikels)

    Wie jede andere Fähigkeit, möchten Kinder auch ihr sprachliches Können anwenden und nutzen:

    • Geben Sie Ihrem Kind ausreichend Gelegenheit, sich sprachlich mitzuteilen und zu unterhalten, unabhängig davon, wie viel es schon spricht.

    • Mit Fragen ermuntern und helfen Sie Ihrem Kind, genau zu beobachten und seinen Wortschatz zu erweitern. Aber Sie sollten Ihr Kind auch nicht mit Fragen überschütten.

    • Beantworten Sie Ihrerseits seine oft unermüdlichen Fragen nach dem „Was“, „Wie“ und „Warum“. Es möchte Sie damit nicht „nerven“, sondern tatsächlich etwas von Ihnen erfahren, lernen und erklärt bekommen.

    • Vermeiden Sie jedoch, auf Ihr Kind erklärend „einzureden“, vor allem wenn es müde ist oder kein Interesse hat.

    • Unterbrechen Sie nicht die Selbstgespräche beim Spielen: Sprechen ist lautes Denken.

    • Hören Sie Ihrem Kind aufmerksam und geduldig zu und lassen Sie es immer aussprechen. Sprechen Sie Sätze oder Wörter nicht für Ihr Kind zu Ende, auch wenn Sie schon wissen, was es sagen möchte.

    • Versuchen Sie zu verstehen, was Ihr Kind Ihnen sagen möchte, und antworten Sie ihm.

    • Bestätigen Sie richtig Gesagtes, indem Sie es wiederholen und gegebenenfalls durch weitere Informationen ergänzen (Kind: „Da kommt ein Bus.“ Sie: „Ja, da kommt der Bus, mit dem wir immer zur XY fahren. Das ist ja ein ganz schön großer Bus. Ich würde auch gern mal wieder Bus fahren. Wollen wir das bald mal wieder machen?“)

    • Korrigieren Sie keine Fehler in der Aussprache oder im Satzbau, indem Sie Ihr Kind zum richtigen Nachsprechen auffordern. Gehen Sie vielmehr auf das ein, was Ihr Kind Ihnen sagen möchte, und wiederholen Sie „beiläufig“ das Gesagte in der richtigen Form. (Kind: „Da ist der rocke Busch.“ Sie: „Oh ja, da ist der rote Bus. Mit dem roten Bus sind wir am Wochenende zu XY gefahren:“)

    • Machen Sie sich nicht lustig über ungewöhnliche Wortneuschöpfungen oder wenn Satzbau und Grammatik noch fehlerhaft sind.

    • Wenn Ihr Kind stottert – was vor allem im vierten Lebensjahr zeitweilig der Fall sein kann –, versuchen Sie, dies nicht weiter zu beachten und zu kommentieren. Geben Sie ihrem Kind Zeit zum Auszusprechen und reden Sie mit ihm dann einfach weiter.

    Allgemein kann man also sagen, das bis zur Einschulung des Kindes Folgendes gilt in der Sprachförderung:

    Wiederholung ist wertvoller als Abwechslung. Kontraproduktiv und sprachhemmend sind hingegen Abfragen, Nachsprechen lassen sowie die Imitation kindlicher Aussprachefehler (auch wenn das manchmal sehr niedlich klingt).

    Generell sollten Eltern bedenken: Kein Kind gleicht dem anderen. Es gibt zwar Etappen in der kindlichen Sprachentwicklung, die in einem bestimmten Alter erreicht sein müssen.

    Aber durch unterschiedlichste Einflüsse auf die Sprachentwicklung, wie Mehrsprachigkeit, Krankheiten, familiäre Dispositionen und viele andere Dinge, können sich die Verläufe von Kind zu Kind unterscheiden. Es muss nicht immer eine Sprachentwicklungsstörung Störung vorliegen.

    Wichtig ist auf jeden Fall die Kontrolluntersuchungen beim Kinderarzt wahrzunehmen und über Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung zu sprechen.

    Hier nun einige geeignete Reime und Fingerverse.

    Ich wünsche viel Freude beim miteinander Sprechen und bestimmt auch Lachen:

    Morgens früh um sechs kommt die kleine Hex‘.
    Morgens früh um sieben kocht sie gelbe Rüben.
    Morgens früh um acht wird Kaffee gemacht.
    Morgens früh um neun geht sie in die Scheun‘.
    Morgens früh um zehn holt sie Holz und Spän‘,
    feuert an um elf,
    kocht dann bis um zwölf:
    Hurtig, Kinder, kommt zu Tisch!

    Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben,
    eine alte Frau kocht Rüben,
    eine alte Frau kocht Speck, schneidet sich den Finger weg.
    Kommt der Doktor Hampelmann und klebt den Finger wieder an.

    Hopp, hopp, hopp,
    Pferdchen lauf Galopp.
    Über Stock und über Steine,
    aber brich dir nicht die Beine.
    Hopp, hopp, hopp,
    Pferdchen lauf Galopp.

    Ri Ra Rutsch,
    wir fahren mit der Kutsch.
    Wir fahren mit der Schneckenpost,
    die uns keinen Kreuzer kost.
    Ri Ra Rutsch,
    wir fahren mit der Kutsch.

    Fingerspiele:

    „Das ist der Daumen“

    „Die Schnecke im Schneckenhaus“

    „Es regnet ganz sacht“

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